Wenn man von Frankenberg (Eder) kommend auf Sachsenberg zufährt, fällt das geschlossene Stadtbild mit der teilweise erhaltenen Stadtmauer auf. Die vielfältige Fachwerkarchitektur erschließt sich nicht unbedingt auf dem ersten Blick.
Als am 10.08.1889 der größte Teil der Stadt Sachsenberg beim großen Stadtbrand unterging, verbrannte neben 77 Wohngebäuden und 46 Stallungen und Scheunen auch das großartige Rathaus aus dem Jahre1585.
Glücklicherweise hat Ludwig Bickell, der erste hessische Landeskonservator, wenige Jahre vor dem großen Brand einige charakteristische Häuser und das Rathaus fotografiert, so dass wir noch heute einen Eindruck von der ursprünglichen Vielfalt Sachsenberger Fachwerks gewinnen.
Im wiederaufgebautem Teil der Stadt findet man einfaches, rein konstruktives Fachwerk. Hier wird der Niedergang und das Ende der Fachwerkskunst deutlich. Der letzte Versuch des Historismus, die Tradition des Fachwerkhauses neu zu beleben, hat in Sachsenberg keinen Niederschlag gefunden.
Am Hofstadtplatz, der „Guten Stube“ Sachsenbergs, wird deutlich, welche Schätze beim großen Brand verloren gegangen sind. Auf diesem kleinen romantischen Platz sind Häuser aus 4 Epochen und den sächsischen und fränkisch-hessischen Kulturkreisen –fast wie in einem Freilichtmuseum- versammelt.
Der Kindergarten, ein Barockbau von 1773, schließt den Platz nach Osten ab; rechts daneben steht der „Spicher“, ein im Kern gotisches Haus. Rechts vom Spicher ein sächsisch beeinflusstes Bürgerhaus aus der Zeit der Renaissance mit einer der zahlreichen, gut erhaltenen Sachsenberger Haustüren. Daneben rechts steht ein spätgotisches Haus aus der Zeit des Überganges vom Ständer- zum Stockwerksbau. Weiter nach Westen ein fränkisches Ernhaus, das sogenannte Weinhaus. Seine Eckpfosten sind mit Weinreben verziert. Auf der anderen Straßenseite steht das „Rektoratshaus“, ein diemel-sächsischer Vierständerbau, wie er in den kleinen Waldeckischen Städten öfter vorkommt.
Die Lage Sachsenbergs zwischen den Kulturkreisen der Franken und Sachsen wird noch einmal deutlich an zwei Häusern in der Landesstraße. Haus Nr. 16, ein spät-barockes Ernhaus mit besonders schöner Haustür. Das später eingefügte Oberlicht zeigt klassizistisches Dekor.
Das kleine, schlichte Haus Nr. 18 ist ein diemel-sächsisches Dreiständerhaus aus der Zeit um den Dreißigjährigen Krieg. Im weiteren Verlauf der Landesstraße Richtung Korbach finden wir Häuser des Biedermeier, die nach dem ersten Stadtbrand von 1844 errichtet wurden.
Text: Hans Papenfuß