Erzählungen aus der Geschichte der Burschenschaft Sachsenberg
zusammengetragen von Meik Valentin
Gegründet wurde die Burschenschaft Sachsenberg vermutlich im Jahre 1894. Einziger Beleg für diese Vermutung ist die Fahne der Burschenschaft Sachsenberg, auf der diese Jahreszahl angegeben ist.
Das Buch der Burschen ist nur noch seit dem Jahr 1897 erhalten oder wurde erst in diesem Jahr begonnen.
Seit den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts wird in Sachsenberg der (oder auch "das") Pfingstmarkt gefeiert. Genaue Angaben, wann und in welcher Form der Markt das erste Mal gefeiert wurde, gibt es nicht. Schon damals soll aber die Jugend des Ortes das Fest ausgerichtet bzw. veranstaltet haben. Ob diese in einem festen Zusammenschluß agierten oder nur zur Ausrichtung des jeweiligen Festes zusammen kamen, ist ebenfalls unklar.
Die Gründung und die Namensgebung der Burschenschaft Sachsenberg fand ursprünglich vermutlich zur Zeit des Neubaus der Brauerei des Adolf Böhle im Jahre 1890, nach dem großen Stadtbrand von 1889, statt. In diese Brauerei kamen regelmäßig Studenten aus Marburg. Sie zahlten in der Brauerei einen Pauschalbetrag (10 Pfennig) und konnten dann so viel trinken wie es ihnen möglich war (Vermutung: Das heutige Zahlen der Zeche hängt mit dieser Verfahrensweise eng zusammen). Diese Studenten haben möglicherweise bei einer Gründung der Burschenschaft Anfang der 90-er Jahre des 19. Jahrhunderts "Pate gestanden", indem Sie Einfluß auf die Namensgebung der neuen Vereinigung nahmen.
In den Kriegsjahren von 1915 - 1918 gibt es keine Eintragungen im Burschenbuch, und im Sachsenberger Buch von Adolf Böhle wird darauf hingewiesen, daß in diesen Jahren kein Pfingst- und Eiermarkt gefeiert wurde. Ab dem Jahr 1927 ist im Burschenbuch erstmalig die „Zeche“ erwähnt. Dort heißt es nämlich: „Zahlungen der Burschen zur Zeche“, während es vorher nur hieß: „Zahlungen der Burschen“. Im Anschluß hieran folgte jeweils die Aufstellung der Zecher.
Außerdem gab es noch die sogenannten „Tromme(l)jungen“. Die Vermutung liegt nahe, daß einige der heutigen Bräuche der Burschen von den "Trommejungen" übernommen wurden. Die „Trommejungen“ waren die Jungen eines Schuljahres. Sie richteten das Osterfeuer her, welches damals noch auf dem Knöchel - Berg (Heute: Westpreußenstraße) veranstaltet wurde. Der älteste Junge war automatisch der Hauptmann, der zweitälteste Junge war der Feldwebel. Die Jungen zogen zwischen Ostern und Pfingsten jeweils Sonntags gegen Mittag durch den Ort. Zwei der Jungen gingen mit je einer Trommel und begleiteten den Zug. Die Jungen marschierten, zum Teil mit Holzgewehren "bewaffnet", durch Sachsenberg (evtl. trugen sie auch eine Fahne/Wimpel mit sich), übten das Exzerzieren und zogen anschließend in die Wälder um Sachsenberg. Ein beliebter Platz war das Wäldchen am südlichen Mühlenberg, das über den Viermündischen Weg erreichen werden konnte, denn hier war es auch im Frühjahr, wenn die Sonne schien, schon schön warm.
An einem dieser Sonntage, es war vermutlich der Sonntag vor Pfingsten, zogen die Jungen mit dem "Moritz" durch die Straßen. Dieser in Stroh oder ähnliche Materialien eingepackte Junge wurde an einer Leine von Haus zu Haus geführt und sammelte bei den Leuten Geld. Dieses Geld wurde vermutlich von den Jungen dazu verwendet, am Pfingstmarkt Essen und Getränke zu kaufen. Am Pfingstzug führten die „Trommejungen“ den Festzug an. Sie waren hierbei mit Holzgewehren und „Uniformfetzen“ ausgerüstet. Beim Festzug folgten Ihnen die anderen Kinder des Dorfes.
Wie schon in der Zeit des I. Weltkriegs ist auch in der Zeit von 1940 - 1945 keine Aufzeichnung im Burschenbuch zu finden und daher davon auszugehen, daß hier ebenfalls keine Märkte gefeiert wurden.
Mit Sieglinde Jatzko wurde 1980 zum ersten Mal ein Mädchen „Obmann“.
Das Jahr 1994 brachte für die Burschenschaft Sachsenberg ein großes Fest. 100 Jahre bestand die Burschenschaft Sachsenberg nun schon. Zwar hatte man aus den ersten drei Jahren des Bestehens keine Aufzeichnungen mehr, aber die Fahne der Burschenschaft war Zeugnis genug, denn hier war als Gründungsjahr das Jahr 1894 vermerkt.