Die Geschichte der hiesigen evangelischen Kirche begann mit der Reformation in Waldeck. Noch im 16. Jahrhundert wurde in der Kirchstraße ein evangelisches Gotteshaus neben dem älteren, 1770 zerstörten katholischen Kirchenbau errichtet.
Während des Siebenjährigen Krieges 1756-63 wurde das jüngere Kirchenschiff wohl durch einen Brand baufällig.
Der heutige barocke Saalbau konnte 1770-72 realisiert werden, während der Turm in seinen wesentlichen Teilen noch aus dem 16. Jahrhundert stammt.
Der im Jahr 1708 von Josias Wolrad Brützel geschaffene Kanzelaltar ist der einzige der erhaltenen Kanzelaltäre, der in seiner äußeren Form nicht verändert wurde. Lediglich die Fassung hat man aufgefrischt.
Die Mittelachse bilden über dem Altar die Kanzel mit den Darstellungen des herrschenden Christus am Ende der Zeit flankiert von den Aposteln Petrus und Paulus, die für die Verbreitung der rechten Lehre stehen; darüber wird das Erlösungswerk Christi thematisiert.
Ein wohl spätgotischer Kruzifixus krönt das Werk.
Umfangen werden die Darstellungen von symbolisch zu verstehenden Säulen, Festons und Putten, von denen einer an seiner rechten Hand sechs Finger hat.
Die Sanduhr auf der Kanzelbrüstung läuft 90 Minuten und misst damit die Zeit, die – nach der Waldeckischen Kirchenordnung – bei der Predigt nicht überschritten werden sollte. Die Orgel ist aus dem Jahr 1880.
Lange Zeit gehörte auch eine Mondsichelmadonna aus der Zeit um 1480 zur Ausstattung der Kirche. Fotos an der Nordwand erinnern an die Skulptur, die an das damalige Deutsche Museum in Berlin verkauft wurde. Mit dem Erlös finanzierte man zu Teilen die Renovierung 1901-03, bei der die Kirche eine Kassettendecke, farbige Fenster mit geometrischen Mustern und einen Messingkronleuchter erhielt. Die Fenster und der Kronleuchter wurden bei der Renovierung 1964-67 ersetzt und die ehemals üppige Empore durch eine schlichte ausgetauscht.
Text: Ilona Engel
Fotos: Sascha Pfannstiel www.pfantastisch.de